In dieser Anleitung zum Fahrradkurier stelle ich dir heute eine große Bergetappe vor. Sich selbstständig zu machen bedeutet, einen weiteren Schritt in Richtung der Freiheit zu machen, die dem Kurier so am Herzen liegt.
Denn seien wir ehrlich: Für eine Plattform zu arbeiten, ist für den Anfang gut, aber schon bald wirst du unter den veränderten Algorithmen, den längeren Distanzen und den variierenden Bedingungen für die Bonusvergabe und damit deiner Bezahlung leiden.
Selbstständiger Fahrradkurier zu sein bedeutet dagegen: eigene Tarife festlegen, Lieferungen nach eigenen Regeln und Anforderungen durchführen. Es bedeutet auch die Verantwortung, Kunden zu finden, die eigene Verwaltung zu leiten und das Geschäft auszubauen.
Hast du Unternehmergeist? Willst du selbst liefern? In diesem Artikel teile ich meine Erfahrungen als selbstständiger Fahrradkurier mit dir. Ein Projekt planen, Zeit sparen und konkret vorankommen – das erwartet dich.
Die Formalitäten
Die Arbeit als Kurier erfordert eine gute Planung der verschiedenen Formalitäten.
Einen Geschäftsplan erstellen
Um deine Idee zu definieren und zu verdeutlichen, empfehle ich dir, zunächst einen Businessplan zu erstellen.
Als erstes solltest du deinen Zielmarkt klar definieren. Ich zum Beispiel habe mich zunächst auf Apotheken konzentriert. Medikamente lassen sich gut in einem Rucksack transportieren.
Analysiere die Konkurrenz in deiner Umgebung. Mache dazu eine einfache Google-Suche mit dem Stichwort “Fahrradkurier + Name deiner Stadt”. Wenn es bereits andere Unternehmen gibt, ist das gut. Das zeigt, dass Nachfrage besteht. Achte auf ihre Preise und Dienstleistungen, um dich positiv von ihnen abzuheben.
Eine gute Übung ist es, die Anzahl der Lieferungen zu prognostizieren, die du an einem Tag ausführen kannst. Für den Anfang sind zwei Lieferungen pro Stunde realistisch. Abhängig von deiner Preisstrategie (die ich weiter unten erläutern werde) und den damit verbundenen Kosten (Fahrradgarage, Telefonflatrate, Hosting deiner Website) kannst du deine potentiellen Einnahmen abschätzen.
Um deinen Lieferservice zu testen, solltest du die Geschäfte in deiner Nachbarschaft besuchen. Halte einen Flyer in der Hand und biete deine Dienste an. Du wirst schnell sehen, ob du Telefonanrufe erhältst und so einige Kunden gewinnst.
Gewerbeanmeldung
Deine Prüfung ist bestanden. Du hältst deinen Businessplan in den Händen. Wenn du nur wenige Formalitäten erledigen möchtest, ist die ideale Rechtsform für deinen Start das Einzelunternehmen.
In Deutschland gilt der Fahrradkurier als Gewerbetreibender.
Um schnellstmöglich einen Gewerbeschein zu erhalten, solltest du den Antrag persönlich beim Gewerbeamt deiner Stadt stellen. Der Gewerbeschein wird direkt bei der Anmeldung ausgehändigt. Die Gebühr in Stuttgart beträgt 60€.
Der nächste Schritt ist die Gewerbeanmeldung beim Finanzamt.
Dazu musst du einen einfachen Fragebogen ausfüllen. Ziel ist es, eine Steuernummer zu bekommen. Einige Tage später erhältst du deine Steuernummer per Post.
Das erste Rennen
Wenn alle Formalitäten erledigt sind,kannst du mit der Lieferung beginnen.
Deinen Preis festlegen
Es ist an der Zeit, über den Preis deiner Dienstleistung nachzudenken. Was kostet die Lieferung? Das ist die erste Frage, die dir deine Kunden stellen werden.
Im Idealfall berechnet sich dein Preis nach der Entfernung, die du zurücklegen musst. Eine einfache Methode ist:
- Setze einen Grundpreis fest: Dieser Tarif gilt unabhängig von der zurückgelegten Entfernung und deckt die Fixkosten für jede Lieferung ab.
- Festlegung eines Kilometertarifs: Dieser stellt die variablen Kosten in Abhängigkeit von der zurückgelegten Entfernung dar.
- Den Gesamtpreis berechnen: Der Gesamtpreis kann berechnet werden, indem der Basistarif zum Produkt aus der Anzahl der Kilometer und dem Tarif pro Kilometer addiert wird.
Die Grundformel lautet also:
Gesamtpreis = Basistarif + (Entfernung in km × Tarif pro km)
Es ist möglich, einen Expresszustelldienst anzubieten. Für eine Lieferung in weniger als einer Stunde ist es nicht unüblich, den Grundpreis zu verdoppeln.
Das reicht für den Anfang. Deine Preisliste wird sich zwangsläufig mit den Lieferungen und der gesammelten Erfahrung weiterentwickeln.
Kunden finden
Die Formalitäten sind erledigt und dein Preis steht fest. Jetzt geht es darum, dich bekannt zu machen!
Hier sind einige Möglichkeiten, deine Sichtbarkeit schnell zu erhöhen und deine Dienstleistungen zu bewerben:
- Die Erstellung einer Website ermöglicht es dir, Informationen über deine Dienstleistungen und Preise zu teilen, aber auch Anfragen direkt über ein einfaches Formular zu empfangen.
- Nutze soziale Netzwerke. Erstelle Profile auf Plattformen wie Instagram, Facebook und LinkedIn.
- Auch der Eintrag in Online-Verzeichnisse kann zu Anfragen führen. Bei den Gelben Seiten zum Beispiel ist dies für drei Monate kostenlos möglich. Auf der Website https://radkurier24.com/ kannst du dich als Fahrradkurier eintragen und bekommst direkt Anfragen.
Wenn du dann einen Flyer gestaltest, auf dem du einen Rabatt für die erste Bestellung anbietest, ermutigt das die Leute, deinen Service auszuprobieren.
Administrative Verwaltung
Wenige Wochen später treffen die ersten Bestellungen ein.
Verwalten deiner Rechnungsstellung
Manche finden den Preis zu hoch und lehnen dein Angebot ab. Mach dir darüber keine Sorgen. Du kannst nicht jeden Anruf in eine Lieferung umwandeln. Das gehört zum Spiel.
Ein anderes Mal lieferst du aus und stellst fest, dass du doppelt so lange brauchst wie geplant. In diesem Fall wäre es sinnvoll, deine Preisliste zu überprüfen.
Für die Bezahlung von Bestellungen kannst du eine oder mehrere Zahlungsarten anbieten. Bei kleineren Beträgen ist die Barzahlung immer noch sehr beliebt. Ich schlage vor, dass du auch ein Bankkonto eröffnest, um die Zahlung per Überweisung anbieten zu können.
Schließlich ist es ideal, sich mit einer Rechnungssoftware auszustatten. Damit vermeidest du Rechenfehler, vor allem bei der Mehrwertsteuer. Eine Software mit einer App für Smartphones ermöglicht es dir, die Rechnung zügig zu versenden. Eine schnell versandte Rechnung führt in der Regel auch zu einer schnellen Bezahlung.
Steuererklärungen
Als Selbstständiger bist du dafür verantwortlich, deine Steuern zu erklären und im besten Fall auch zu bezahlen. Wenn du das online über ELSTER (ELektronische STeuerERklärung) machst, musst du die Steuerformulare nicht mehr ausdrucken und an dein örtliches Finanzamt schicken.
Du musst also mehrere Steuern Arten von berücksichtigen, insbesondere die Einkommensteuer auf die gewerblichen Einkünfte aus deiner Kuriertätigkeit (ELSTER: Anlage G – Einkünfte aus Gewerbebetrieb).
Die Gewerbesteuer ist eine Steuer auf den Gewinn, den du mit deiner Tätigkeit als Fahrradkurier erzielst. Wenn dein Gewinn weniger als 24.500 € im Jahr beträgt, musst du die Gewerbesteuer zwar angeben, sie beträgt aber 0 €.
Die Umsatzsteuer beträgt 19 % auf die von dir erbrachten Lieferdienste. Kleine Unternehmen können sich dafür entscheiden, keine Umsatzsteuer in Rechnung zu stellen. Wenn du keine Umsatzsteuer in Rechnung stellst, hast du keinen Anspruch auf Erstattung der Umsatzsteuer auf deine Betriebsausgaben. Ich gebe meine Umsatzsteuererklärung vierteljährlich ab.
Das klingt vielleicht erst einmal etwas nervig, aber hey: Steuern zu zahlen bedeutet, dass du Aufträge hast, dass deine Kunden dich bezahlen und dass du Umsatz und Gewinn machst. Bravo!
Sich versichern, um sicher zu liefern
Der Beruf des Fahrradkuriers ist wie jeder andere Beruf mit besonderen Risiken verbunden. Je nach deinen Bedürfnissen solltest du verschiedene Versicherungen in Betracht ziehen. Folgende Fragen solltest du dir stellen:
Hast du nebenbei noch einen anderen Job? Als Angestellter bei Lieferando bin ich z. B. sozialversichert, dazu gehören Kranken-, Renten-, Arbeitslosen-, Unfall- und Pflegeversicherung.
Hast du ein Lastenfahrrad im Wert von 5000 € im Hinterhof stehen? Die Fahrradversicherung deckt den Diebstahl oder die Beschädigung des Fahrrads, das für die Arbeit benutzt wird.
Ist das, was du transportierst, ein finanzielles Risiko, wenn es beschädigt wird? Die Güterschaden-Haftpflichtversicherung schützt Kuriere, wenn durch einen Unfall die transportierten Güter beschädigt werden.
Mit dem Fahrrad kann es leider passieren, dass du beim Ausliefern einen Passanten verletzt. Für diesen Fall empfiehlt sich die Betriebshaftpflichtversicherung.
Kommt es schließlich zu einem Rechtsstreit mit einem Kunden, übernimmt eine Rechtsschutzversicherung die Kosten für die Verteidigung vor Gericht. Zur Ergänzung der Grundversorgung durch die Sozialversicherung hilft eine Krankenzusatzversicherung bei der Deckung der medizinischen Kosten im Falle eines Unfalls. Und ebenfalls im Falle eines Unfalls bietet die Verdienstausfallversicherung finanzielle Unterstützung.
Eine tolle Schule
Vielleicht hast du wie ich schon lange den Wunsch, ein Unternehmen zu gründen. Als selbstständiger Fahrradkurier kannst du mit einer geringen Anfangsinvestition loslegen. Zum Ausliefern brauchst du zunächst nur ein Fahrrad, einen Rucksack und ein Smartphone.
Wenn du dein Kuriergeschäft aufnimmst, kennen nur wenige Menschen deine Dienstleistungen. Um Kunden zu finden, konzentriere dich auf eine bestimmte Art von Kunden, nutze soziale Netzwerke und biete einen einzigartigen Lieferservice an.
Die ersten Lieferungen sind entscheidend. Hilf den Menschen, ihre Probleme zu lösen, und tu dies stets mit einem Lächeln, um von positiver Mundpropaganda zu profitieren. Sei stets bereit, zu liefern. In dieser Phase sollte es dein Ziel sein, Einnahmen zu erzielen, damit du von deinem Geschäft leben kannst.
Hier sind einige Ideen für den Ausbau deines Liefergeschäfts. Das Leasing eines Lastenfahrrads wird es mir zum Beispiel ermöglichen, größere Pakete zu transportieren. Die Erstellung dieses Blogs zum Thema Fahrradkuriere ist ein Nebenprojekt, mit dem ich mir ein Einkommen erhoffe.
Selbstständig zu sein bedeutet schließlich nicht, dass ich auf mich allein gestellt bin. Ich arbeite mit anderen Kurieren zusammen, die für mich da sind, wenn ich nicht verfügbar bin. Eines meiner Ziele ist es auch, eine Flotte von Fahrradkurieren aufzubauen.